Zehn Jahre ist es nun her, dass Regens ehemaliger Landrat Heinz Wölfl die freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem ARBERLAND und der Region Tavush in Armenien angestoßen hat. Um das Bestehen der Entwicklungspartnerschaft gebührend zu begehen, begab sich eine elfköpfige Delegation Anfang September in den noch jungen Kaukasusstaat.
Angeführt wurde die Delegation von Landrätin Rita Röhrl, mit dabei waren ihre Stellvertreter Helmut Plenk und Hermann Brandl, Altlandrat Willi Killinger, Tourismusreferentin Susanne Wagner und Mitarbeiter.innen des Touristischen Service Centers (TSC) der ARBERLAND REGio und Herbert Unnasch, Geschäftsleiter der Volkshochschule ARBERLAND als Koordinator der Kommunalpartnerschaft. Begleitet wurden sie dabei von ihrem langjährigen Dolmetscher und Weggefährten Hovhannes Ghahramanyan.
Auf Ruhepausen mussten die Waidler mit Blick auf den prall gefüllten Terminkalender jedoch weitestgehend verzichten: Der erste offizielle Programmpunkt führte sie ins Ministerium für Territoriale Verwaltung und Entwicklung in der Millionenstadt Jerewan, wo Vizeminister Vache Terteryan seiner Dankbarkeit für die nachhaltige Unterstützung aus Deutschland Ausdruck verlieh. Anschließend wurde die Gruppe von Botschafter Dr. Michael Banzhaf empfangen. Im Gespräch würdigte Landrätin Röhrl das große Engagement aller Beteiligten: Zusammen mit Mitarbeitern der ARBERLAND REGio GmbH, der Landkreisverwaltung, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sowie weiterer Kommunen im Landkreis Regen wurden – auch in schwierigen Zeiten – jedes Jahr Aktivitäten in Form gegenseitiger Besuche und Fachaustauschtreffen organisiert und der regelmäßige Kontakt gepflegt. Dass diese Vorhaben gefruchtet hätten, zeige sich anhand der langjährigen Partnerschaft und der zahlreichen umgesetzten Maßnahmen.
Tags darauf wurde die Delegation von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), vertreten durch Landesdirektorin Madeleine Rauschenberger, begrüßt. Leider müsse man die politischen Entwicklungen in Armenien nach wie vor mit Sorge betrachten – umso wichtiger sei es, freundschaftliche Beziehungen zu erhalten. Auch wenn die Förderung der GIZ im Jahr 2023 voraussichtlich auslaufe, werde man „mit allen Kräften versuchen, die Partnerschaft – welche sich mittlerweile zu einer Freundschaft entwickelt hat – auch darüber hinaus weiterbestehen zu lassen“, so Rauschenberger. „Trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen stehen Kommunen weltweit vor ähnlichen Herausforderungen, was auch die Corona-Pandemie zeigt. Im fachlichen Austausch lokale Lösungsansätze zu teilen, um neues Wissen, neue Kompetenzen und neue Netzwerke in der eigenen und der Partnerkommune aufzubauen, ist heute wichtiger denn je.“
Im Zentrum der Reise stand deshalb auch der direkte Austausch mit den Partnerkommunen. In Vanadzor fand ein Treffen mit Mamikon Aslanyan (Bürgermeister Stadt Vanadzor), Hayk Ghalumyan (Gouverneur der Region Tavush) und den Bürgermeistern der Gemeinden Dilijan, Ijevan, Berd und Noyemberyan statt. Die Bürgermeister berichteten von der guten Zusammenarbeit und kommunizierten den Besuchern, dass sie die Partnerschaft auch künftig weiterführen möchten. Auch Aram Khachatryan, Gouverneur der Region Lori, beteiligte sich an den Gesprächen. Die Region zeige sich ebenfalls interessiert an einer künftigen entwicklungspolitischen Zusammenarbeit mit dem Landkreis Regen. Denkbar wäre eine themenbezogene Klimapartnerschaft mit dem Fokus erneuerbarer Energien. „Es war und ist uns ein Anliegen“, so Herbert Unnasch, „Beziehungen auf Augenhöhe zu führen. Schließlich kann jede Gemeinde oder Region von der jeweils anderen etwas lernen.“
Die bisherigen Projekterfolge sprechen für sich: So wurde unter anderem die „Tourism Development Agency (TDA)“ ins Leben gerufen – die erste Ihrer Art in dem Land. Armenien hat seinen Fremdenverkehr darüber hinaus wesentlich ausgebaut und setzt dabei auf Brauchtum, historische Baudenkmäler und unberührte Natur. Angelehnt an die Arbeit der Kreisentwicklungsgesellschaft ARBERLAND REGio GmbH werden in den neuen Räumlichkeiten der TDA, welche bei der Reise besichtigt wurden, künftig Maßnahmen rund um die Themen Regionalentwicklung und Sanfter Tourismus umgesetzt. Aber auch Müllentsorgung, Stadtreinigung und Recycling beschäftigen die Verantwortlichen der einzelnen Kommunen. Ein ganz konkretes Projekt der Zusammenarbeit ist der Panorama -Wanderweg bei Dilijan. Er wurde mit Hilfe der Touristiker aus dem Landkreis Regen entwickelt. Fast sieben Kilometer lang, naturnah und weitestgehend befestigt erfüllt er alle Kriterien eines Qualitätswanderweges nach deutschem Vorbild. „Wir haben in den letzten Jahren eine sehr lebhafte und weitestgehend positive Entwicklung in Armenien erleben dürfen. Es war immer schön und inspirierend, im Rahmen unserer Möglichkeiten einen kleinen Beitrag geleistet haben zu können“, stellte Tourismusreferentin Susanne Wagner fest.
„Wir haben hier nicht nur die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Armenier erleben dürfen“, fasste Rita Röhrl den Besuch zusammen, „wir haben auch gesehen, dass es sich nicht nur um eine Partnerschaft auf dem Papier handelt, sondern, dass diese auch vor Ort wirkt. Für mich ist klar, dass wir vom Landkreis Regen weiterhin tatkräftig an der kommunalen Partnerschaft mit Tavush und Vanadzor – und vielleicht auch bald mit der Region Lori – festhalten.“
Finanziell unterstützt wird die Kooperation von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Ziel der GIZ ist es, einen Beitrag zur Verständigung zwischen den Kommunen der Länder zu leisten, aus dem sich Freundschaft, Toleranz und die Fähigkeit zur gegenseitigen Anerkennung der Völker ergeben.