Girls‘- und Boys’Day 2017 im ARBERLAND
Jungs und Mädchen erproben den Rollentausch für einen Tag
Typisch Mann, typisch Frau? Solche Klischees wollen die Schulen und Betriebe des Landkreises Regen gar nicht erst aufkommen lassen – und so öffneten heimische Unternehmen anlässlich des Girls‘- und Boys’Days auch dieses Jahr wieder ihre Tore für Jugendliche, die einen Blick hinter die Jobkulissen traditioneller Männer- und Frauendomänen werfen wollten. Unterstützt wurde der bundesweite Aktionstag vom Regionalmanagement der Kreisentwicklungsgesellschaft ARBERLAND REGio GmbH.
In Deutschland gibt es mehr als 300 duale Ausbildungsberufe. Umso mehr lässt der Blick in den aktuellen Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aufhorchen: Wie bereits in den Vorjahren wollte ein Großteil der männlichen Lehrlinge Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker oder Elektroniker werden, die Damen entschieden sich eher für eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement oder zur Medizinischen Fachangestellten. „Ohne die jeweilige Berufswahl schlecht machen zu wollen, merkt man doch, wie sehr diese immer noch von althergebrachten Rollenmustern beeinflusst wird“, gibt stellvertretender Landrat Erich Muhr zu bedenken. Um starre gesellschaftliche Vorstellungen aufzubrechen und Jugendlichen die zahlreichen Karrierechancen unserer Region näherzubringen, hat das Regionalmanagement heuer bereits zum siebten Mal den „Girls´- und Boys´Day“ im Landkreis Regen koordiniert. 20 teilnehmende Betriebe informierten die Jugendlichen in Vorträgen, Fragerunden, Werksführungen und Probetagen.
Zwei Realschülerinnen und zwei Gymnasiastinnen aus Viechtach hatten sich bereits früh morgens bei der Fidel Schub GmbH & Co. KG, einem unternehmerischen Urgestein ihrer Heimatstadt, eingefunden. Gegründet 1809 als Eisenwarenladen vertreibt die Handwerkstadt heute eine breite Produktpalette an Werkzeug, Handwerksmaschinen und Schweißtechnik in der Region Bayerwald und im Landkreis Cham. Dementsprechend viel zu entdecken gab es für die vier Handwerksneulinge: Aufgeteilt in Zweiergespanne erkundeten sie Verkauf, Lager, Büro und Buchhaltung, halfen tatkräftig beim Warenein- und Ausgang mit und lernten ihre „Kollegen für einen Tag“ bei einer deftigen Brotzeit kennen. Sie hätten Lust gehabt „mal anzupacken“, etwas „ganz anderes auszuprobieren“ und „sich dabei die Hände auch mal schmutzig zu machen“ berichteten die Mädchen Regens stellvertretendem Landrat Erich Muhr. Dieser hatte sich die Zeit genommen, den Girls’Day-Teilnehmerinnen in Viechtach über die Schulter zu schauen. Muhr dankte Geschäftsführer Albert Schub und Geschäftsleiter Rainer Hoffmann für ihr Engagement um Gleichstellung und Chancenfairness: „Wenn man sieht, wie gut sich die Mädels anstellen, weiß man gleich, dass man keine Unterschiede zu machen braucht“, freute er sich.
In der ARBERLANDKlinik Zwiesel nutzten unterdessen zehn Schüler der Mittelschulen Zwiesel und Bodenmais (die mit ihrer Lehrkraft angereist waren) die Gelegenheit, in den Arbeitsalltag eines Krankenhauses hineinzuschnuppern. Zunächst machte der stellvertretende Pflegedienstleiter Franz Kandler die Jugendlichen mit verschiedenen Ausbildungsberufen und Weiterbildungsmöglichkeiten im medizinischen Sektor vertraut. In der Zentralen Sterilgutversorgungsabteilung erläuterte Hygienefachkraft Markus Maurer dann, wie wichtig es bereits vor jeder Versorgung des Patienten ist, eine mögliche Ansteckungsgefahr durch Krankheitserreger auszuschalten. Deshalb mussten sich die Jugendlichen gleich zu Beginn ihrer Führung nach Vorschrift die Hände desinfizieren. In der Chirurgischen Ambulanz, wo Notfälle behandelt werden, erfuhren die Besucher dann alles, was es über gebrochene Gliedmaßen zu wissen gibt. Zwei der Schüler ließen sich einen Gipsarm anlegen, den sie als Souvenir mit nach hause nehmen durften. Anschließend erfuhr man unter Anleitung von Jürgen Wach, Bereichsleiter der Intensivstation, wie anstrengend eine richtig ausgeführte Herzdruckmassage ist. Regens zweiter Landrat Willi Killinger hatte den Schülern die ganze Zeit über Mut gemacht: „Nicht nur, dass ihr heute zahlreiche Berufsbilder und Tätigkeiten kennengelernt habt, ihr seid nun auch in der Lage, Leben zu retten!“ Das abschließende Gratiseis in der Krankenhauscafeteria wurde dankbar angenommen.
Mit bundesweit über 16.700 Schnupperangeboten erreichte der Girls‘- und Boys’Day 2017 einen neuen Rekord. Zu den Unternehmen, die diesen Erfolg im ARBERLAND möglich gemacht haben, zählen der Lebenshilfe e.V. in Regen, der soziale Dienstleister Dr. Loew (Zwiesel, Viechtach und Kollnburg), das Berufsbildungszentrum für soziale Berufe des Mädchenwerks Zwiesel e.V., Monika Stiglbauer mit ihrer Ergotherapiepraxis in Kollnburg, das Glasdorf Weinfurtner, die Glasfachschule Zwiesel, die Zwiesel Kristallglas AG, der Drogeriemarkt DM in Regen, der Bayerische Bauernverband, der Verpackungshersteller Linhardt, der Kunststoff- und Polymerverarbeiter Rehau, Qioptiq Photonics in Regen, DMW Maschinen- und Werkzeugbau und Papier Langer in Geiersthal, Rohde & Schwarz und das Autohaus Hirschvogel.
Impressionen aus den vergangenen Jahren:
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