Selbständig sein, die eigenen Ideen umsetzen und einen Kundenstamm aufbauen. Gerade im künstlerischen und handwerklichen Bereich sind die Möglichkeiten dazu vielfältig. Im Arberland gilt dies auch für das traditionsreiche Glashandwerk. Grund genug für die Glasfachschule und das von der ARBERLAND REGio GmbH koordinierte Netzwerk Glas zusammen mit der Hans Lindner Stiftung und Glaskünstler Erwin Schmierer einen Infonachmittag zum Thema Selbständigkeit in der Glasbranche zu veranstalten.
„Glasdesign und Glashandwerk bieten viele Möglichkeiten der Selbständigkeit“, betonte Hans Wudy, Leiter der Glasfachschule Zwiesel bei seiner Begrüßung im gut gefüllten Prof.-Mauder-Saal vor Schülern der Glasfachschule und interessierten Gründern. Neben handwerklichem Können und der gestalterischen Sensibilität brauche es für eine Geschäftsgründung aber auch wirtschaftliches Grundwissen und ein gutes Konzept, so Wudy. Gründungsberater Christian Schläger von der Hans-Lindner-Stiftung verdeutlichte das in seinem Vortrag: „Sie brauchen nicht nur eine gute Idee, sondern auch eine gute Vorbereitung, um in der Selbständigkeit erfolgreich zu sein.“ Am Beispiel gelungener Gründungen erläuterte er die wichtigsten Eckpunkte für die Selbständigkeit. „Jede Gründung aber ist dennoch individuell – keine Gründung ist wie eine andere“. Im Rahmen der Methodik des sogenannten Ideenlabors wurden im Plenum zwei Geschäftsideen von Schülern der Glasfachschule auf ihre Stärken und Schwächen geprüft, um Weiterentwicklungspotenziale der Geschäftskonzepte herauszuarbeiten. Am Ende des Workshops lud Christian Schläger die Gründungsinteressierten zu den verschiedenen Angeboten der Hans Lindner Stiftung rund um die Existenzgründung ein.
Einen persönlichen Einblick in seinen beruflichen Weg als Selbständiger gab anschließend Glasgraveurmeister und Glaskünstler Erwin Schmierer, Inhaber der Glasgalerie Gravur Pur in Spiegelau. Schmierer arbeitete nach seiner Ausbildung als Glasgraveur als Angestellter, absolvierte dann die Meisterprüfung und ist seit 1995 mit einer eigenen Galerie selbständig. Neben seinen verschiedenen beruflichen Stationen erläuterte Schmierer auch seine fachliche und künstlerische Weiterentwicklung und zeigte den Schülern Glasobjekte, die in verschiedenen Techniken hergestellt und bearbeitet wurden. Den Schülern gab er mit auf den Weg, vor einer Selbständigkeit zunächst als Angestellter zu arbeiten und die Meisterprüfung zu absolvieren um Praxiserfahrung zu sammeln und weiteres Fachwissen aufzubauen. Schmierer ermutigte die Schüler zu einer Gründung in jungen Jahren: „Sie sind gut ausgebildet, jung und haben noch keine familiären Verpflichtungen. Wenn nicht jetzt gründen, wann dann?“ Auch sei der Unterschied beim Einkommen von angestellten Kunsthandwerkern und Existenzgründern nicht so groß, wie man meint. Man könne die Selbständigkeit auch im Nebenberuf ausüben. „Selbständigkeit ist ein fortlaufender Entwicklungsprozess“, so Schmierer. In fachlicher Hinsicht riet er den Schülern stets offen für Neues zu sein aber dem eigenen Stil treu zu bleiben.“ Den Glashandwerkern, die sich in Richtung Glaskunst entwickeln möchten, empfahl er: „Arbeiten Sie wie ein Handwerker und denken Sie wie ein Künstler.“ Dadurch würden Fachwissen, wirtschaftliche Kompetenz und schöpferische Freiheit zusammenfließen. “Ein wichtiger Punkt aber ist: Schließen Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab“, denn ohne Absicherung könne es mit der Selbständigkeit als Einzelkämpfer sehr schnell vorbei sein, so Schmierer.
Regionalmanager Stephan Lang, der das Netzwerk Glas koordiniert, bedankte sich bei den Referenten für ihre Mitwirkung und empfahl den Gästen, die kostenlosen Angebote der Hans Lindner Stiftung zu nutzen. Das Glashandwerk im Landkreis Regen stehe in den nächsten Jahren vor einem Generationswechsel. Das biete Nischen für neue Gründungen oder auch die Unternehmensnachfolge.
Gefördert durch: